Erste Etappe: Fausto Coppi

Fast gleich hinterm Hotel ging’s in den ersten Anstieg. Dies war gut zum Aufwärmen, denn wir starteten bei 16°C. Soviel zum Sommer in Italien.
Die gut 300 Höhenmeter bis nach Montemale di Cuneo (921 m s.l.m.) waren genau das Richtige. Die ging’s dann fast auch wieder komplett runter bis Valgrana.

Montemale di Cuneo

Frischer Gegenwind begleitete und im noch flachen Teil des Valle Grana. Links und rechts stehen unzählige Walnussbäume und auch sonst ist es ein grünes weites Tal bis Monterosso Grana.
Gleich sei noch eine wichtige Gegebenheit angemerkt: Alle Straßen sind gut bis miserabel, das heißt 500 m guter oder neuer Asphalt, der nächste Kilometer schlecht bis unmöglich. Frostschäden und mangelnde Instandsetzung der Hauptstraßen lassen vor allem Längsrisse entstehen, bei denen größtmögliche Aufmerksamkeit geboten ist. Die recht schmalen Gebirgsstraßen sind teilweise nur im Schritttempo befahrbar, was den Schnitt unheimlich nach unten zieht. Aber dazu später mehr.
Kurz hinter Pradleves beginnt der offizielle Anstieg des Sallita della GF (Granfondo) La Fausto Coppi, ein Teil des berühmten und sehr harten Jedermann-Rennens. Hier geht’s zur offizielle Seite 2018

Start der Salita della GF La Fausto Coppi

Gleich zu Beginn fährt man in eine Schlucht, wo sich der Fluss Grana den Weg durch steile Felswände gegraben hat. Hier fährt man locker noch im grünen Bereich. Spätestens ab Castelmagno geht’s aber dann zur Sache. In Chiappi verlassen wir den Wald. Schon eine Weile hören wir göttliche Gesänge. Dies liegt nicht daran, weil wir schon dem Himmel sehr nahe sind, sondern an der Messe im Santuario di San Magno, eine beeindruckende Kirche auf über 1760 m. Die Messe wird kurzerhand über Lautsprecher ins ganze Tal übertragen. Mit „Großer Gott wir loben dich“ ließ sich die Quälerei etwas leichter ertragen.
Hier endet der offizielle Teil der SP333 und die Straße wird jetzt sehr schmal. Nach einer kurzen Pause machten wir uns auf die letzten 600 Höhenmeter. Eine Gruppe Wanderer motivierte uns mit „Complimenti“. Dies half, denn es wurde jetzt immer kälter. Bei der Sennerei „Gias Fauniera“ füllte ich nochmals meine Wasserflaschen. Es gibt übriges immer wieder Brunnen, meist in den Ortschaften, wo man seine Trinkflaschen auffüllen kann.

Colle d’Esischie 2370 m

Auf der Passhöhe des Colle d’Esischie befindet sich, neben zahlreichen Verkehrsschildern, zu Ehren des 1960 verstorbenen italienischen Radrennfahrers Fausto Coppi eine kleine Sonnenuhr mit der Aufschrift: “LA FAUSTO COPPI, IL TEMPO PASSA, LA GLORIA RESTA, 20^ EDIZIONE – 2007”.
Ein paar Fotos und ab ins Vallone di Marmora. Die Straße, wenn man diese als eine solche bezeichnen mag, ist in einem miserablen Zustand. Anscheinend ist dies hier ein sehr instabiles Gelände, das die Straße an vielen Stellen abrutschen lässt. Es gibt dann auch zwei kurze Teilabschnitte, wo gar nicht mehr asphaltiert wurde. Eine Stelle wurde so instandgesetzt, dass wir uns trotz des neuen Asphalts nicht trauten darüberzufahren. Die 10 Meter waren bestimmt 30% steil.
Nach einer, nicht nur gefühlten Ewigkeit, erreichten wir Ponte Marmora. Mittagspause!
 

Schlucht von Elva

Wir überlegten, ob wir noch genug Kraft haben, wie geplant über Elva und den Colle della Cavallina zu fahren. Wir probieren‘s, können ja immer wieder umkehren.
Die SP104 war auch frei und mit dem Bauch voller Tagliatelle, wuchteten wir uns in den ersten steilen Abschnitt. Irgendwie ist hier alles steil. Die Straße führt durch die Schlucht von Elva mit vielen kleinen Tunnels. Sehr beeindruckend und ein bisschen schaurig.
Elva galt bis Anfang 2000 als die ärmste Gemeinde Italiens. Die Menschen lebten als Perückenmacher vom Verkauf ihrer eigenen Haare. So steht’s in Willis Reiseführer.

 
 
 

Colle della Cavallina 1941 m

Hinter Elva begann es dann zu nieseln. Endlich erreichten wir den Pass. Von dort sind es noch vier Kilometer zum Colle di Sampeyre. Nix da! Abfahrt! Der Nieselregen wandelte sich zu Regen. Die 14 km Abfahrt bis zur Hauptstraße waren unangenehm. Nässe, schlechte Straße, Kälte. Im Tal angekommen (es dauerte mal wieder eine Ewigkeit) fuhren wir dann volles Tempo, um uns wieder aufzuwärmen.
Kurz vor Dronero war’s dann vorbei mit dem Regen und wir waren mächtig stolz auf unser Durchhaltevermögen. Eine weitere Heldengeschichte 😉

Leider streikte zum Schluss mein Radlcomputer. In einer zweistündigen Notoperation konnte ich letztendlich doch noch die Tourdaten auslesen.
 


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