November, 8°, Nebel. Warum tue ich dies mir an? Weil ich noch zu wenig Jahreskilometer habe? Weil der Winter auf sich warten lässt? Weil ich nicht ganz bei Sinnen bin? Weil mich Edi gefragt hat? Ich weiß es nicht, aber soviel weiß ich: Es war wieder einmal eine klasse Erfahrung. Der Unterschied zwischen Mountainbiken und Graveln besteht meiner Ansicht darin, dass Mountainbiken, also das sogenannte Bergradeln, eine Radltour auf einen Berg ist, während Graveln-Touren über Stock und Stein gehen.
Jetzt muss man vorausschicken, dass der Edi mit jeden Radltyp auf den Berg fährt (außer vielleicht mit seinem Merida auf ungeteerten Saumpfaden aus Material-Rücksicht). Ich habe zwar ein MTB, dies ist aber so selten im Einsatz, das ich jegliche Erfahrung vermisse. Damit scheidet eigentlich eine nicht-asphaltierter Strecke auf einen Berg aus.
Die Lösung: Graveltour mit Asphalt, Schotter und Berg. Somit gibt es keine Präferenz, was den Fahrradtyp betrifft. Oder mit anderen Worten: Hüttengravel mit Anlauf
Auf der Ostseite gelangt man nach Wildbichl, 300 m vor der Grenze. Auf dem kurzen Stück nach Sachrang erzählt mir Edi von seinen Mountainbike-Rennen aus vergangener Zeit. Wir könnten uns noch so anstrengen, aber wir werden wesentlich länger brauchen. Unsere Zielzeit: 1 Stunde.
Es ist eine Schinderei. Schon nach den ersten Metern, spüre ich jeden Muskel. Ich besinne mich auf die mentalen Stärken. Die Ruhe hilft, wenn auch das Knirschen der Steinchen unten den Reifen eine permanent begleitende Geräuschkulisse verursacht. Zum Glück ist die Forststraße trocken und schön plan. Trotz der körperlichen Arbeit ist es kühl. Edi ist schon einige Meter voraus. Mir kommen die Fotopausen gerade recht. Ich fahre das erste Mal mit Mountainbike-Schuhen. Gerade das Anfahren geht um einiges leichter, da die Cleats auf beiden Seiten des Pedals einrasten können.
Steile, moderate und flache Abschnitte wechseln sich ab. Beim Abzweig Wandberg in Österreich auf 1310 m Meereshöhe heißt es “graveln extrem”. Zu steil für meine Traktion. Ich musst ein Stück schieben. Wie Edi das fährt, bleibt ein Rätsel. Der Ausblick auf den Zahmen Kaiser von der Priener Hütte, die letzten Sonnenstrahlen, der Käsekuchen und das Weißbier ist der Lohn der Quälerei. Im Westen machte sich die Schlechtwetterfront auf den Weg und wir auch, denn es wurde im kälter. Wir hatten zwei Varianten zur Auswahl. Über Aschau (kalt und keine Sonne, aber dafür bringen wir eine Runde zusammen) oder über Niederndorf (Sonne und keine Anstiege mehr). Wie entschieden und für Letztere (auch keine Sonne mehr und doch noch einige kleine Anstiege).
Die Abfahrt war zunächst frostig, steil und ich musste mich erst ans Abfahren auf Schotter gewöhnen. Aber das Isarco verrichtete seine Dienste ohne Mullen und Knullen.
In Niederndorf wurd’s schon dämmrig. Die Winterzeit. Um 16:25 erreichten wir nach 80 km und guten 1600 Hm den Parkplatz in Rohrdorf. gerade noch rechtzeitig vor der Dunkelheit.
Das war’s jetzt erstmal mit dem Radln. Vielleicht geht ja noch a bisserl was, wenn nochmal wärmer wird.
Ach ja, zur Priener Hütte brauchten wir eine Stunde und sechs Minuten. Ziehen wir mal großzügig sechs Minuten Fotopausen ab, so landen wir bei einer Stunde.
Edi wäre natürlich ein wenig schneller gewesen 🙂
Schöne Tour, tolle Fotos, klasse Bericht! Jetzt kann der Winter kommen 😉
Willi