Föhn
Es ist Mitte Oktober und die warmen Tage werden seltener. Heute herrscht Föhn. Manche Menschen freuen sich, andere sind unleidlich. Manche Menschen sind wetterfühlig, andere sind grantig. Der Schaffner in der BRB (früher BOB) ist unabhängig vom Föhn schlecht gelaunt. “Do kenna fei de Radl ned steh bleim!”
Wir haben beste Laune und freuen uns auf eine wunderschöne Ausfahrt. In Lenggries, mit fünf Minuten Verspätung angekommen, steuern wir das nächste Café an. Gerade mal 500 m auf dem Tacho. Des geht ja scho guat los!
Wir, das sind Albertano, Rupert und Michi.
13 Grad zeigt das Thermometer aktuell mit Aussicht auf 24° am frühen Nachmittag.
Rupert ist gestählt. Kurze Hose, kurzes Trikot (Albertano und ich sind eher die Warmduscher). Dass er ein so hohes Tempo anschlägt, könnte aber auch daran liegen, dass er möglichst schnell in die Sonne kommen möchte. Diese zeigt sich, aufgrund der hohen Berge, bis Vorderriß eher spärlich.
Eng
Zweimal bin ich mit dem Rennrad das Rißbachtal hinter bis zur Eng geradelt. Es war jedes Mal unvergesslich. So auch heute. Jetzt ist ist an der Zeit, die Klamotten zu wechseln. Wir hoffen auf den goldenen Herbst am Ahornboden, aber es gab wohl schon Frost und es ist kein leuchtendes Blätterfarbenspiel mehr vor die Linse zu bekommen. Die Alm lassen wir Alm sein. Der Andrang ist zu groß. Die Wochentage gleichen sich immer mehr den Wochenenden an.
Zurück bis an die Isar sind es rasante 25 Kilometer. Immerhin beträgt die Höhendifferenz minus 400 m.
Mautstraße Vorderriß – Wallgau
Keine Motorräder (erstaunlich), kaum Autos (angenehm), ein hupender Kufsteiner (schlechtgelaunter Österreicher). Rupert kennt das Biergartl an der Walchensee Süduferstraße. Albertano und ich jetzt auch.
Rekuperation
Verbrauchte Energie zurückführen. Dies passiert bei uns Bio-Bikern nicht übers Bremsen. Hier mangelt es nicht an der Auswahl von Speisen und Getränken. Das Biergartl hat immer auf – aber nur bei schönem Wetter – erklärte mir der gut gelaunte Wirt. Der ist bei Föhn extra gut gelaunt.
Gestärkt geht’s jetzt auf die Hochgeschwindigkeitstrasse durch die Jachenau.
Und weil’s doch noch nicht reicht, kehren wir in Lenggries noch ins Café “Brot & Torte” ein, laut “Englmaiers Schmankerlplätze” (Oberbayrischer Gourmet Führer), das beste Café im Isarwinkel.
Wer jetzt meint, wir verbrachten mehr Zeit beim Essen, als beim Radeln, der hat insofern recht, da wir die 123 km mit einem fast 30er Schnitt gefahren sind.
Auf der Rückfahrt treffen wir auf schlechtgelaunte Fahrgäste. E-Bikerin, die keinen Stellplatz mehr findet, Rupert genervt vom Preisngeschnatter, Michi der sich mit einem Schrottbiker anlegt. Wir bemerkten, dass der Föhn langsam zusammenbricht.