Schaute ich bis gestern auf unsere Seite Bergwertung und auf meine gefahrenen Pässe, so gab es immer noch zwei „Blaue“, relativ leicht von München aus zu erreichen. Ich hatte diese schon länger im Visier, aber immer wieder aufgespart für schlechte Zeiten. Heute waren sie fällig. Filzensattel und Dientner Sattel, oder die Hochkönigrunde.
Ich tüftelte lange an der optimalen Runde. Ich wollte die verkehrsreichen Anschnitte möglichst umfahren, was mir auch bis auf 2km gelang. Aber der Reihe nach.
Start war ein kostenloser Parkplatz, an der B311, zwei Kilometer vor Saalfelden am Steinerner Meer. Man muss durch Saalfelden durch, was aber kein Problem darstellt und das geschäftige Treiben früh am Morgen eher ein schöner Einstieg in die Tour ist.
Bis Maria Alm gibt’s eine Radlroute, die aber einen kurzen geschotterten, unproblematischen Abschnitt hat. Dann geht’s auf der Hochkönigstraße zum Filzensattel. Bis Hinterthal mit Tempo. Aber dann kündigt ein Schild 15% an und das auf guten drei Kilometern bis zu Passhöhe. Der Abschnitt zum wach werden.
Die Abfahrt bis Dienten ist mit 14% nicht minder steil und mir wurde auch unmittelbar klar, dass ich da auch wieder rauf muss.
Ein Traum sind die 8 Kilometer Abfahrt entlang des Dientenbachs bis Lend. Schluchtig, schattig, guter Asphalt und kurvig. Unten angekommen, quert man die Salzach. Beim Blick zurück kann man kaum erkennen, wo man rausgekommen ist.
Jetzt wird’s spannend. In meinen Recherchen zur Tour entdeckte ich die „Wand von Lend“!
Ein Wirtschaftsweg, gesperrt für KFZ, geteert (wenn auch stellenweise sehr schlecht) führt vom Bahnhof Lend zum Halbenhubbauer. Die zwei Abschnitte mit bis zu 28% erstrecken sich über ca. 600 m und sind äußerst diffizil zu fahren. Zum einen darf das Vorderrad nicht abheben, zum anderen soll das Hinterrad nicht durchrutschen. Nur mit eisernem Willen hab ich es geschafft.
Ruhig und sehr abwechslungsreicht geht’s dann auf der Hochebene über Goldegg und St. Veit im Pongau. Bei Grafenhof landete ich wieder auf der Salzburgerstraße B311 und musste ihr für zwei Kilometer folgen. Viel Verkehr, laut und heiß. Mittlerweile hatte es die 34° überschritten. Dann war ich wieder auf Spur, wobei es hier bis St. Johann im Pongau nicht schön ist. Autobahn, Eisenbahn, Schnellstraße, Industrie. Meine Routenführung hatte ich bereits beendet, da Garmin immer noch Probleme hatte, fand mich aber erstaunlicherweise intuitiv sehr gut zurecht. Nur in St. Johann bog ich eine Straße zu früh ab, und landete nach 3 Kilometer (2 km Schotter) im Nirwana. Also alles wieder zurück. Am Ortseingang von Bischofshofen beginnt der Anstieg zum Dientner Sattel. Bis hinter Mühlbach überhaupt kein Problem. Mit durchschnittlich 8% konnte ich gut Tempo machen. Ich dachte an die französischen Pässe. Der Hochkönig versteckt sich permanent. Vielleicht heißt die Straße hier auch deshalb nicht Hochkönigstraße.
Jetzt hieß es Zähne zusammenbeißen. Ich konnte gerade noch 180 Watt halten, mehr war nicht mehr drin. Eine interessante Erfahrung, denn nicht die Übersetzung war der limitierende Faktor, sondern die Hitze, was sich in der Herzfrequenz von ständig über 170 zeigte. Eine kurze Abfahrt vor der Passhöhe verschaffte mir etwas Luft, bis sich die nächste Wand vor mir auftürmte.
„Warum verläuft die Straße nicht im Sattelgrund sondern über die Mittereggalm?!“
Pause!
Auf der Abfahrt nach Dienten wird man dann doch noch mit einem herrlichen Bergpanorama belohnt. Die 14% zurück zum Filzenssattel waren irgendwie nicht mehr schwer.Nach 111 km und guten 2000 Höhenmeter konnte ich glücklich und zufrieden meine ersten beiden Pässe in 2020 auf den Palmarès buchen.
Servus Michi,
Toller Bericht!
Ich habe einen Tipp wenn es so steil ist: Bau einfach ein kleineres Vorderrad rein! Schon ist es flacher 😉 Bei Skitourenski nennt man das Steilaufstiegshilfe.
Willi