Sechs Pässe an einem Tag und eine Käsesuppe. Jedes Jahr eine Tour im Allgäu, das ist fast schon Tradition. Diesmal starteten Andreas und Michi in Pfronten zur Käsesuppen-Tour. Andreas hatte die geniale Idee das Auto am Alpenbad Pfronten-Meilingen zu Parken, was uns Stunden später, nach 33° Hitzeschlacht und stürmischen Gegenwind, die Möglichkeit eröffnete, ein kühles Bad zu nehmen. Die Anfahrt, nach einem kurzen zweiten Frühstück in Pfronten, dauerte allerdings um einiges länger als gedacht, da die direkte Zufahrt von Pfronten aus, wegen umfangreicher Straßensanierungsarbeiten nicht möglich war. Um 10 nach 9 ging’s endlich los.
Die leicht ansteigende Straße durch das Engetal zum ersten Pass war gerade richtig zum Einfahren. Die Wasserscheide Vils – Steinacher Achen ist ein Alpenpass. Diese nennt sich zwar nicht Pass und hat auch kein Passschild, aber der Scheitelpunkt ist per Definition ein Pass. Er verbindet das Vilstal bei Pfronten mit dem Tannheimer Tal in Österreich. Im Tannheimer Tal gibt es eine gute Radlweg-Infrastruktur, wir entschieden uns aber für die Bundesstraße. Endlich mal Tempo. Mit einem 40er Schnitt donnerten wir bis Schattwald. Auf den letzten drei Kilometer bis zum Oberjochpass konnten wir das Tempo aber nicht mehr halten.
Mit dem Oberjochpass ist das so eine Sache. Auch in Oberjoch auf der B310 am Kreisverkehr in Richtung Unterjoch gibt es einen Scheitelpunkt, die Wasserscheide Wertach – Iller. Einige von uns haben diesen schon auf der Käsespätzle-Tour (von Hindelang aus) gemeistert.
Die zehn Kehren plus etliche Kurven heißt Fahrspaß, vor allem in der Abfahrt. Wären da nicht die lahmen Touristen, die nicht schneller als mit 30km/h mehr oder weniger die Straße blockieren.
Bauermarkt in Hindelang, Allgäu Panorama Marathon. Es war viel los an diesem Sonntag und der Verkehr dementsprechend heftig. Aber Planung ist alles und Dank meines neuen Navigationsequipment blieben wir auf traumhaft ruhigen Nebenwegen. In Fischen im Allgäu waren auch aufgerissene Straßen und so verpassten wir den Abzweig nach Obermaiselstein. Vielleicht war aber der kleine Umweg über den Wiesenweg und den Lochleiteweg nach Niederdorf die schönere Variante.
Kurz vor Tiefenbach beginnt der Naturpark Nagelfußkette und in Tiefenbach der Anstieg zum Rohrmoossattel. Die Straße ist mautpflichtig und mit Schranken in drei Abschnitte unterteilt. So muss man auf der gesamten Überfahrt doppelt zahlen, was wahrscheinlich viele Autofahrer davon abhält diese zu nutzen. Außer dem VW-Bus vom Hüttenwirt der Aibele Alpe begegneten uns gerade mal zwei Autos. Dafür waren viele Rennradler und Hunderte von E-Bikern unterwegs. Es ist halt Sonntag, Sommer und Ferienzeit. Wir ließen alle urigen Einkehrmöglichkeiten links und rechts liegen. Es war noch zu früh für eine Pause.
Zum zweimal passierten wir jetzt die Grenze zu Österreich.
Nach einem kurzen Stopp vor Sibratsgfäll (mir platze ein Powergelbeutel in der Hand und ich musste die klebrige Verbindung meiner Hände mit dem Lenker, den Brems- und Schaltgriffen, der Trinkflasche und dem Radlcomputer mittels Wasser lösen) gings in den Anstieg des vierten Passes, dem Sausteig.Auch hier, wie bereits auf allen zuvor gefahrenen Pässen, kein Passschild.
Beim Schwenk auf die Landstraße L5 in Richtung Riedbergpass war dann klar: Jetzt wird’s hart. Hitze, heftiger Gegenwind und erstes Magenknurren hieß: Mittagspause! In Balderschwang auf der Terrasse vom Hotel Hobertus(man gönnt sich ja sonst nichts) bestellten wir literweise Apfelschorle, Kaffee und Kuchen und für jeden eine Käsesuppe (eigentlich war es eine Kraftbrühe mit Einlage, aber wir sahen uns irgendwie verpflichtet, der Tour die Ehre zu erweisen). Es handelt sich hier auch um ein slow-food Restaurant. Dementsprechend dauerte es auch (kleiner Scherz am Rande) und wir verweilten eine ganze Stunde, was zu einer gewissen Trägheit führte.
Um so heftiger fiel dann auch der Anstieg zum Riedbergpass aus. Baumlos, steil, heiß und einige laute Motorradgruppen. Der Riedbergpass war ja diesen Sommer mehr als drei Monate gesperrt und die umfangreichen Ausbaumaßnahmen (die auch noch andauern) machten ihn für Rennradler nicht unbedingt attraktiver zumal auch noch das Passschild entfernt wurde.
Schlagzeile: Deutschlands höchster Alpenpass hat kein Passschild mehr!
Das Allgäu ist nirgends flach. So könnte man auch die Überschrift für den letzten Teil der Geschichte betiteln. Über Sonderdorf, Bolsterlang und Ofterschwang bis Rettenberg schlugen wir wieder hohes Tempo an. Naja, an der letzten Steigung ging uns dann die Puste aus. Wir brauchten nochmal eine Einkehr. Der Brauereigasthof Engel kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Auch meinem Radlcomputer ging langsam der Saft aus (mehr dazu im privaten Blog Edge 820).
Der letzte der sechs Pässe, die Kranzegger Steige, lag noch vor uns. Eigentlich kein Problem hätte uns der Wind nicht dazu gezwungen, die guten drei Kilometer Anstieg im Schneckentempo zu bewältigen. Oben angekommen mussten wir feststellen: Kein Passschild! Am Grüntensee, 14 km vorm Ziel, war Schluss mit meiner Datenaufzeichnung. Dank Andreas analogen Technik aber kein Weltuntergang.
Nach 150km und mehr als 2500 Höhenmetern hatten wir nur noch drei Aktionen vor uns: Räder verstauen, Badesachen schnappen und ab ins Alpenbad.
Daten und mehr Fotos zur Tour gibt demnächst.
Hallo Michi,
Ein toller Bericht, macht Lust aufs Radeln.
Vielleicht klappt ja mit einer gemeinsamen Tour im verbleibenden Sommer.
Beste Grüße, Werner