Fahrt zum Monte Bondone (mit Hindernissen)
Die Tourenvorbereitung
Man kann sich eine Tour irgendwo downloaden und dann von einer App des Vertrauens „links“, „rechts“, „geradeaus“ durch die Gegend kommandieren lassen, ohne einen blassen Schimmer von der Umgebung (Berge, Flüsse, Dörfer, Straßen) zu haben. Dieser Typ ist z.B. immer mehr unter Wanderern anzutreffen(siehe auch Bergunfallstatistik, Blockierungen wg. Orientierungsverlust)
Man kann eine Tour aber auch mit Internet-Recherche, Karten- und Bücherstudium bis ins Detail(Streckenführung, Länge, Höhenmeter, Zeitaufwand, Pausen etc.) durchplanen, um möglichst für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
Meine persönliche Tourenplanung liegt normalerweise irgendwo dazwischen. Ich informiere mich gewöhnlich kurz im Internet über mein Tourenziel, studiere dann meine Karten um eine hübsche Rundtour zu basteln(Tourenlänge/-dauer schätze ich dabei mit Blick auf die Karte nach Gefühl) und der Rest wird sich zeigen.
Was dabei alles schief gehen kann, zeigt meine Tour zum Monte Bondone.
Der Plan
Von Salurn nach Trento. Den klassischen Anstieg hoch zum Monte Bondone. Dann zurück über den Lago di Molveno, herum um die Paganella und hinab nach Mezzolombardo und zurück nach Salurn.
Dürften mehr als 100km sein.
Zwischen Salurn und Trento, sowie Mezzocorona und Salurn gibt‘s den super ausgebauten Etschtalradweg. Laut Beschilderung auf der Staatsstraße sind‘s von Salurn nach Trento 22km. Auf dem Radweg sollte man gemütlich in 1 Stunde in Trento sein. Da reicht‘s wenn man erst um 11:00 losfährt, dann ist es auch wärmer(es hatte morgens 10-13°C).
Der Etschtalradweg nach Trento
Der Etschtalradweg beginnt in Salurn genau, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Breit, und gut ausgebaut führt er flott zwischen Weinanbaugebiet und freien Feldern dahin. Das bleibt auch noch bis ein paar km hinter San Michele und dann ändert sich das Bild.
Immer wieder führt der Radweg unübersichtlich um irgendwelche Ecken, ist teilweise bestenfalls 1,50m breit(für beide Spuren), biegt plötzlich an einem Industriegebiet entlang Richtung nach Lavis ab.
Man quert dort den Fluss Arvisio und fährt jetzt wieder streng nach Westen. Mal schmäler mal wieder breiter führt der Radweg dann irgendwann wieder die Etsch entlang, bis man in Trento die Tangentiale West SS12 erreicht.
Fehleinschätzung 1: Die Länge und Dauer der Anfahrt nach Trento.
Der Tacho zeigte bereits 30km. Die Beschaffenheit der Pista Ciclabile Valle dell‘Adige ließ oft kein hohes Tempo zu. Ich hatte wohl schon deutlich mehr als 1 Stunde gebraucht.
In Trento
So, nun stehe ich da an der SS12 und der Verkehr braust in beiden Richtungen nur so an mir vorbei. Nach meinem Kartenstudium (neue 1:50.000 Kompasskarte) wollte ich jetzt eigentlich nach rechts der SS12 und im Anschluss der SS45 nach Montevideo hinauf zum Beginn des Monte Bondone Anstiegs folgen. Man kann den Straßenverlauf gut einsehen. Es ist dort aber monstermäßig viel Verkehr und in dieser Richtung auch kein Radweg mehr in Sicht.
Scheiß drauf – rein ins Gewühl, durch einen Tunnel, zwischen den Autos in einen Kreisverkehr, zig Ausfahrten, „Rad gesperrt“ Schild – raus hier, STOP!
Ich stehe am Rand des Kreisverkehrs vor einem großen Parkplatz. Erst mal orientieren, wohin die ganzen Straßen führen:
Autobahn, Autoschnellstraße, außer dem Weg zurück durch den Tunnel ist alles für Radfahrer gesperrt.
Das kann doch nicht sein. Man muss doch hier mit dem Rad den Berg hochfahren können!
Also los, einfach auf den Berg zu, quer über den Parkplatz, vielleicht geht am Ende da ja irgendein Weg hoch. Und siehe da am anderen Ende des Parkplatzes gibt es eine kleine bergauf führende Straße. Sie führt unter der Schnellstraße Gardesana, die ich nach Plan hätte fahren wollen, hindurch und mündet in der Via Brescia, der ich nach rechts den Berg hinauf folge. Sie führt erneut unter der Gardesana hindurch und verläuft jetzt an deren rechter Seite. Sieht so aus, als hätte ich hier tatsächlich die alte Landstraße erwischt. Super!
Irrtum. Kurz hinter dem ersten Tunnel der Gardesana mündet meine Via Brescia in die Schnellstraße. Keine anderen Straßen, oder gar Radwege vorhanden. Allerdings auch keine „Rad gesperrt“ Schilder.
Also rauf auf die Gardesana. Die Steigung ist hier gottseidank nicht allzu hoch und ich trete kräftig in die Pedale um hier schnellstens raus zu kommen. Schließlich dürfte es nicht mehr weit sein bis zum Bondone-Abzweig bei Montevideo.
Nach ca. 500m die Erlösung: zum „Monte Bondone“ geht‘s links weg. Geradeaus wäre auch gar nicht mehr möglich. Ab hier gilt auf der Gardesana nämlich wieder: „für Radfahrer gesperrt“.
Fehleinschätzung 2: die Befahrbarkeit der Straßen
vor ca. 25 Jahren war ich letztmals in der Ecke. Da gab‘s hier keine Schnellstraßen. Der Verkehr hat seitdem auch im Südtiroler Etschtal erschreckend zugenommen.
Fehleinschätzung 3: Kompasskarte 1:50.000
für die Wegführung durch Trento ist genaueres Kartenmaterial nötig. Hier empfehle ich, dies im Internet genau zu recherchieren und am besten den Strecken-Abschnitt auszudrucken und mit zuführen. Eine verlässliche(!), genaue App geht natürlich auch.
Tipp: richtig ist wohl, bei Erreichen der SS12 diese auf dem Radweg zu unterqueren und erst bei Piedicastello über die Ponte di San Lorenzo auf die Via di Brescia zu fahren. Um die letzten 500m Gardesana scheint man aber nicht herum zukommen(es gibt wohl die Möglichkeit über die Via del Mandolare nach Sant‘Antonio abzukürzen. Der offizielle Anstieg beginnt aber in Montevideo ).
Monte Bondone
Gerade noch im Verkehrsgewühl, bin ich jetzt endlich auf ruhiger, ja fast einsamer Straße unterwegs. Bis Candriai überholen mich bestenfalls 5 Autos, und genau ein Radfahrer(aus dem Allgäu).
In den Skiorten Norge und Vason wird noch fleißig renoviert, damit zur Skisaison alles Tipptop in Schuss ist. Straßenarbeiter setzten bereits die Begrenzungsstangen am Straßenrand, damit man auch bei hoher Schneelage die Straße noch finden kann.
Der Monte Bondone kommt näher und näher. Endlich ist alles so, wie ich es mir in meiner Planung vorgestellt habe.
Doch so sollte es nicht bleiben – Fortsetzung folgt