Üble Schlucht, gar nicht übel.
Schon seit zwei Jahren stand das Furkajoch auf dem Plan, aber die lange Anreise und das meist unbeständige Wetter machten eine spontane Durchführung immer wieder kompliziert.
Doch irgendwann passt‘s dann doch und so starten Willi und Michi um kurz nach 8 Uhr an der Karrenbahn in Dornbirn in Vorarlberg.
Der Anstieg zum Furkajoch ist dreigeteilt. Los geht’s zum Einfahren mit einer moderaten Steigung, durch die man doch sehr schnell an Höhe gewinnt und tolle Ausblicke über das Alpenrheintal in die Schweiz hat. Dieser erste Abschnitt endet in Laterns. Ab da beginnt ein relativ flaches Stück auf einer sehr schmalen Straße bis Laterns-Bad. Der darauffolgende dritte Abschnitt ist steil und fies, da er zum Schluss immer steiler wird und, die Passhöhe schon vor Augen, mit 15% Steigung, baumlos und nach Süden offen, immer quälender wird.
Highlight sind, neben der wunderschönen Landschaft und dem wenigen Autoverkehr (zumindest während unserer Tour), die Tunnelumfahrungen entlang der Üble Schlucht. Die alte Straße ist noch intakt und auf eigene Gefahr für Radler und Fußgänger freigegeben. Sie ist total schmal, in sehr gutem Zustand und mit Leitplanken gut gegen einen ungewollten Absturz in die Schlucht gesichert.
Der erste Tunnel kann komplett umfahren werden. Der zweite ist eine Kombination von Tunnel-Galerie-Tunnel, alle drei Bauwerke miteinander verbunden. Die alte Straße endet an dem kurzen Galerie-Abschnitt. Sie wurde ab hier wohl überbaut.
Dort mussten wir die Räder über das Geländer in die Galerie heben und selbst drübersteigen. Zwei in Position gebrachte Rundhölzer aus dicken Baumstämmen dienten als Steighilfe. Ich weiß nicht, ob diese sich einheimische Radler hingestellt haben, oder ob dies eine „offizielle“ Einrichtung des örtlichen Tourismusbüros ist. Wie auch immer, wir mussten nur noch gute 300 Meter durch die Galerie-Tunnel Passage und schon war’s geschafft. Unser Glück war zum dem noch eine Baustelle im Tunnel, die eine Blockabfertigung mittels temporärer Ampelanlage nach sich zog und dadurch den Verkehr auf unserer Seite nur alle (gefühlten) zehn Minuten als Pulk an uns vorbeziehen ließ. Somit hatten wir auf dem gesamten Aufstieg unsere Ruhe.
Auf der Passhöhe machten wir erstmal Pause beim Kiosk „Zum Charly“. Mit Speckbrot und alkoholfreiem Weißbier glaubten wir die „verlorene“ Energie wiederzugewinnen. Die Abfahrt bis Au war lang und es wurde jetzt ganz schön warm.
Über den asphaltieren Nebenweg links der Bregenzer Ach konnten wir die L200, die Bregenzer Wald Straße, elegant umgehen. Nicht so elegant war aber dann die Umfahrung über Schnepfegg. Wieder ein steiler Anstieg und das Thermometer kletterte bereits auf 30°C.
Die dritte Umfahrungsmöglichkeit der L200 zwischen Reuthe und Bersbuch war ein bisschen kompliziert. Wir folgten dem Fahrradweg rechts der Bregenzer Ach nach Schwarzenberg und einer Straße namens Wilbinger.
In Egg mussten wir dann einen Umweg mit extra Höhenmetern über Lingenau nehmen. Die L200 ist wegen Brückenbauarbeiten zwischen Egg und Müselbach gesperrt. In Egg erkundigten wir uns nach einer Alternative. Es gibt einen Radlweg auf der Bahntrasse der alten Bregenzerwaldbahn, jedoch konnte abschließend nicht geklärt werden, ob dieser geteert ist.
Die Hitze machte uns jetzt mehr und mehr zu schaffen. 90 Kilometer hatten wir bereits in den Beinen und die bisherige Kalorienzufuhr war nur mangelhaft. Endlich eine Wirtschaft in Alberschwende, die geöffnet hatte. Regeneration bei Kaffee, Kuchen und etlichen Getränken war nun angesagt.
Kein Wegweiser zum Lorenapss
Wo geht’s zum Lorenapass. Kein Wegweiser zum Pass. Maps, GPS und zwei Mädels auf E-Bikes gaben uns nur wage Hinweise. Am Ende bestätigte uns ein freundlicher Autofahrer, dass wir richtig liegen. Eine schmale Passstraße, sehr abwechslungsreich, steil, flach, sonnig, schattig führt zum Lorenapass. Erste Weitblicke bis zum Bodensee.
Der Lorenapass liegt recht unspektakulär im Wald und ist mit seiner Höhe auf einem Pfosten mit etlichen Wanderschildern gekennzeichnet. Die Abfahrt nach Süden auf einer sehr windungsreichen und schmalen Straße, eröffnet jedoch wieder herrliche Blicke nach Süden und auf den kommenden Anstieg zum Losenpass.
Umleitung Bödele
Bevor wir in den letzten Anstieg der Tour fuhren, gab’s nochmals eine kleine Rast im Schatten. Wir sahen schon die nahende Quälerei, da der Anstieg zum Losenpass (auch Bödele genannt) gnadenlos in der Sonne verläuft und uns einiger Verkehr begleiten wird, da wegen der Sperrung der L200 eine der Umleitungsempfehlungen eben über diesen Pass verlief. Hilft nix! Wir müssen drüber. Und der Anstieg zieht sich. Willi hatte noch die besseren Reserven und war als erster oben. Schnell ein paar Fotos und runter nach Dornbirn. Die Straße nach Dornbirn ist sehr gut ausgebaut und zum Abfahren super. Nur rauf würde ich sie nicht empfehlen.
Im Café im Johann Luger Haus leisteten wir uns, als krönenden Abschluss nach knapp 3000 Höhenmetern, noch ein 0,33L alkoholfreies Weißbier für je 4 EUR.
Alle Daten und Fotos gibt’s unter: Bregenzer Wald