Heute sind wir komplett. Anselm ist gestern Abend noch sehr spät angekommen. Unser Frühstück terminierten wir auf 9:00 Uhr, denn der Wetterbericht hat Sonnenschein erst am späten Vormittag angekündigt. Natürlich saßen wir ab acht beim Frühstück (senile Bettflucht). Aber wir ließen uns Zeit und starteten erst nach 10:00 Uhr. Trotz des üblichen Anstiegs nach Nago und weiter hoch bis zum Passo San Giovanni wurde mir nicht warm. Ein kalter Wind kam aus irgendeiner Richtung.
Willi und ich erhöhten das Tempo bis zum Passo di San Valentino. Ich hatte heute meine komplette Verpflegung vergessen und rettete mich mit einem halben Powerbar vom Edi bis 1300 m. Anselm ging es ähnlich und er hatte die geniale Idee im nahegelegenen Gasthof nach Essbarem zu suchen. Er kam mit Apfelstrudel! zurück, ein Highlight des Tages. Jetzt endlich lichteten sich die Wolken und die Sonne kam mehr und mehr zum Vorschein.
Die Straße zur Boca del Creer wurde jetzt richtig interessant. Er an einer Felswand entlang, kurz vor einem Tunnel kamen uns zwei Motorradfahrer entgegen, die uns signalisierten, dass es nicht weitergehen würde. Wir ließen uns nicht davon abhalten und wollten uns selbst von der dramatischen Situation überzeugen.
Die Straße war mittlerweile Schnee bedeckt aber durchzogen von zwei freien Streifen mit sichtbarem festem Untergrund, verursacht durch Autos.
Langsam rollten wir durch die wasserdurchfluteten Schneerinnen. Circa 100 m unterhalb der Bocca del Creer hatten wir dann (abschnittsweise) eine geschlossene Schneedecke. Doch auch davon ließen wir uns nicht abschrecken und schulterten das Rennrad. Meist war ein schmaler Streifen Wiese links der Straße schneefrei.
Es ließ sich jedoch nicht vermeiden, dass sich Schuhe und Socken in ein Feuchtbiotop verwandelten.
Geschafft! An der Bocca del Creer erreichten wir den höchsten Punkt des Tages.
Wir genossen die Aussicht und versuchten (vergebens) unsere Socken auf dem warmen Asphalt zu trocknen.
An der Bocca di Navene hatten wir kurz freie Sicht auf den fast 1400 m tieferliegenden Gardasee. Was ein Blick!
Später saßen wir entspannt im Bicigrill bei Cappuccino und Espresso und genossen die Wärme der Sonne. Die restlichen 35 Kilometer bis zum Hotel konnte ich in Sommeroutfit fahren. Wir nahmen den Radlweg und hatten nur in Mori einige Orientierungsschwierigkeiten.
Immerhin konnten wir diese Etappe genau so fahren, wie wir es geplant hatten. Nur die Brotzeit auf der Terrasse des Rifugio Bocca di Navene blieb uns verwehrt. Aber uns bleib ja noch der Anstieg von Süden. Dann bestimmt bei hochsommerlichen Temperaturen.
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