Alpe d’Huez Tirols nennt man landläufig den Anstieg zur Hinterhornalm. Das schrieb mir der Edi. Ich möchte mich schon immer mal auf den legendären Kehren beweisen, also nehme ich den 654 Hm Anstieg gerne als Alternative.

Null Grad am Sylvensteinspeicher

Gespenstisch dampfte es aus dem Sylvensteinspeicher. Ich konnte nirgends anhalten, um das Schauspiel zu fotografieren. Immerhin gelang mir ein Foto am Zulauf, wo’s um 10:30 noch Null Grad hatte.
Mein vorab gewählter kostenloser Parkplatz war voll, ebenso der Öffentliche. Ich fand aber in Eben einen Hotelparkplatz, wo ich mit offizieller Genehmigung parken durfte.

Um 11 Uhr gings los. Es erwartete mich (und meine Erwartungen wurden noch übertroffen) die abwechslungsreichste Tour, die ich je gefahren bin. Steile Abfahrten, einsame Landstraßen, südseitige Sonnenhänge, sandige Abschnitte, supersteile Anstiege, schmale Gebirgsstraßen, Industriegebietdurchquerung, traumhafte ebene Radlwege, Ortsdurchfahrt mit Baustelle, verwinkelte Streckenführung, schöne Kirchen, imposantes Bergpanorama, Tiroler Bauernhöfe, Flußüberquerungen, freundlich grüßende Menschen, umsichtige Traktorfahrer, Kühe, unausweichlich E-Biker, zwei Galerien und das alles auf 80 Kilometer und fast 2200 Höhenmeter.

Sieben Anstiege identifizierte mein Garmin. Ich frage mich, ob eine Tour mit über 2000 Höhenmeter für diese Jahreszeit eine schlechte oder eine gute Idee ist. Schlecht, weil kalt, früh dunkel und fast außerhalb der Saison. Gut, weil viele Trainingskilometer (für meine Verhältnisse), Inversionswetterlage und eigentlich Bock drauf.
Sicherheitshalber nahm ich mein Stella Alpina. Ein Gebirgsrennrad mit Kompaktkurbel und 34er Ritzel. Ein Leichtgewicht mit 7,1 kg (inkl. Flaschenhalter, Leistungsmesspedale und Garminhalterung).
Die Abfahrt bis Jenbach auf der alten Straße war zapfig. Noch gute 20 Kilometer bis Gnadenwald auf sonnigem Südhang über Stans, Vomp, Terfens. Mir wurde jetzt angenehm warm. In Vomp geht’s durchs Industriegebiet, man unterquert zweimal die Autobahn und passiert ein riesiges Betonwerk. Da ist aber gar nicht schlimm. Es ist ein bisschen wie in Italien aber nicht so heiß.
In Gnadenwald beginnt die asphaltierte Mautstraße bis zur Hinterhornalm. Verwunderlicherweise gibt es zwischendurch ein ca. 200 m Flachstück geschottert.

Spätherbst im Inntal

Wallfahrtsort Maria Larch

Gnadenwald

Es ist einfach traumhaft schön und gut zu fahren. Die Alm hatte bereits geschlossen. Vor der Hütte saß der Toni aus der Wildschönau. Er begrüßte mich mit den Worten: “Du magst sicher jetzt die Speisekarte”. Wir unterhielten uns recht nett und ich schickte ihm gleich das Foto, was ihn sehr freute.
Ich wartete noch auf den Start der Gleitschirmfliegerin. Halb Zwei. Jetzt muss ich aber los.

Anstieg Hinterhornalm

Anstieg zur Hinterhornalm

Latschengebiet

Der Toni und ich an der Hinterhornalm

Blick nach Südosten

Blick nach Innsbruck

Gleitschirmfliegerin überm Inntal

Streckenplanung ist wichtig

Radlweg bei Schwaz

Zurück zum Achensee nahm ich eine andere Strecke über Fritzens, Altmahd, Schwaz. Sehr verwinkelt und tolle Radlwegabschnitte. Es geht halt nichts über eine gute Planung (Garmin Connect hilft auch dabei).
In Schwaz herrschte Caos. Die Hauptbrücke über den Inn wird gerade abgerissen. In weiser Voraussicht überspannt eine Behelfsfußgängerundradlbrücke den Fluss.
Ich befand mich jetzt auf der Südseite des Inntals und die Sonne hatte Mühe die Hänge zu erreichen. 6 von 7. Mit dem vorletzten Anstieg sollte man nicht spaßen. Immerhin 441 Hm mit zwischendurch sehr steilen Stücken.
Vorbei am letzten Weiler (Ferienhaus Prantl) wird’s ultrahart. 20% Steigung (oder mehr). Diese enden dann im Schotterweg “Troi”. Ich bin schon noch richtig! Ich überquere jetzt den Schlierbach, schraube mich noch ein paar Meter hoch und treffe am höchsten Punkt wieder auf Asphalt.

Anstieg 6 von 7

In der dunkelsten Ecke. Ich kam von rechts.

Gallzein

Die Abfahrt ist eine Schau. Die Straße passt sich dermaßen dem Gelände an, dass man nie genau weis, wo man eigentlich gerade ist. Unten angekommen, geht’s nochmals auf schmalen Radwegen bis Wiesing. Jetzt merke ich, dass ich doch schon knapp dran bin. Es sind nochmals über 400 Höhenmeter und die letzten Sonnenstrahlen erreichen die Kanzelkehre. Halb Fünf am Auto. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Dunkelheit hereinbricht.

Kanzelkehre gegenüber

Letzte Sonnenstrahlen bei Wiesing

Fazit

  • Super schöne Runde 🙂
  • Anspruchsvoll aber gut getaktet 🙂
  • Abwechslungsreich 🙂
  • Auch im Spätherbst machbar 🙂
  • Kaum Verkehr 😉
  • Tirol wie im Bilderbuch 🙂
  • Kein Pass 🙁

GPX zum Download: Hinterhornalm

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