Hast du am Donnerstag und Freitag schon was vor?

Die Frage von Andreas hatte einen sehr spontanen Radlausflug nach Italien zur Folge. Immerhin geht’s noch um was. Das Projekt 2020 ist seit seiner Taufe nur sehr schleppend in die Gänge gekommen und wir mussten handeln.
Wir starteten um 6 Uhr in Pullach. Die Autofahrt nach Olang zog sich. Stau auf der Inntalautobahn, Baustelle auf der Brennerautobahn, Umleitung allen Verkehrs durch Brunneck und unsere Suche des Hotels Post fälschlicherweise in Mitterolang und nicht in Oberolang. Letztendlich saßen wir um kurz vor 11 Uhr im (auf dem) Sattel.
Es war widererwartend wolkig. Das schlechte Wetter waberte noch knapp über den Alpenhauptkamm und genau hier war unser erstes Tagesziel, der Staller Sattel. Dieser stand das erste Mal 2017 während des Team Tacho Trainingslagers auf dem Programm. Damals mussten wir, wegen noch bestehender Wintersperre, umdisponieren.

Bis zum Antholzer See ist die Straße breit und eher langweilig, aber wir hatten keinen Verkehr und konnten uns gut warmfahren. Kurz vorm See befindet sich die Biathlon Weltcup Arena und genau hier endeten die 17. Etappe des Giro d’Italia 2019. Wir befanden uns also auf „geweihten“ Straßen.
An der Enzianhütte beginnt das Besondere des südlichen Abschnitts des Staller Sattels. Nur einmal in der der Stunde darf man die 4,3 km lange Straße zwischen Enzianhüte und Passhöhe in jede Richtung befahren. Wir hatten ein perfektes Timing und waren 12:15 an der Ampel. Die 15 noch verbleibenden Minuten bis zum Start werden an einer elektronischen Anzeigetafel runtergezählt, die letzte Minute sekundengenau.
Jetzt hatten wir eine halbe Stunde Zeit, den Scheitelpunkt zu erreichen, ohne dass uns irgendjemand entgegenkommen wird. Die 400 Höhenmeter verlaufen fast nur im Wald, sind bestens asphaltiert und idyllisch schmal. Eine göttliche Ruhe und die ersten Sonnenstrahlen beflügelten uns den Pass noch vor 13 Uhr zu erreichen.

36 Kilometer Abfahrt durch das Defreggental. Einfach genial. Die Weiterfahrt nach Lienz ging zunächst auf der alten Straße bis St. Johann im Walde und dann im weitern Verlauf bis Lienz auf einem geteerten Radlweg immer am Fluss Isel entlang. Die warme Luft und die ersten welken Blätter kündigten den bevorstehenden Herbst an. Nach insgesamt 80 km erreichten wir Lienz. Gerade richtig um eine Pause einzulegen. Der MPREIS kam wie gerufen. Mit Kaffee und Kuchen und diversen Getränken tankten einigermaßen Energie für die bevorstehenden mental harten 46 Kilometer.
Und es war eine Herausforderung. Mittlerweile kletterte das Thermometer auf 28°C, es herrschte Gegenwind und es ging permanent bergauf. Der Verkehr auf der Pustertaler Staatsstraße war nicht so schlimm, wie angenommen, aber auch nicht frei von Schwerlastverkehr. Wir wechselten uns brav in der Führungsarbeit ab und ich hatte Zeit mir Gedanken über das Höhenprofil der Straße zu machen. Irgendwo muss es doch eine Passhöhe geben. Die Grenze zu Italien hatten wir mittlerweile passiert und die Drau kam uns immer noch entgegen. Wir machten einen harten Stop in Innichen. In einem netten Kaffee auf dem autofreien Dorfplatz mit Aussicht auf die großartige Kulisse des Naturparks Drei Zinnen lies es sich so richtig entspannen.

Innichen

Fünf Kilometer später hatten bekamen wir eine ungeplante Belohnung für unser Durchhaltevermögen. Der Toblacher Bergsattel (Sella di Dobbiacio) mit 1219 m hat ein offizielles Passschild. Ab jetzt konnten wir in Richtung Bruneck Tempo machen, nicht weil es irgendwie merklich bergab geht, sondern weil der Wind drehte und wir ein bisschen Rückenwind bekamen.
In Welsberg mussten wir nochmals ran. 150 Höhenmeter über Novale stand uns noch im Wege nach Oberolang. Die Sonne stand schon tief als wir die letzten Kilometer über wunderschöne Almwiesen rollten und unsere Unterkunft in Oberolang erreichten.

Daten und mehr Fotos zur Tour gibt demnächst.

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