Job gekündigt

Kardiologin sagt: „Sie machen das schon nicht schlecht, aber…“ – und das Buch „outlive“ von Peter Attia gelesen.
Ich sage: Muss mal weg, Rennradfahren

Wohin Ende Oktober? Kanaren? Lauter Triathleten, Staub und Wüste in Fuerteventura? Alicante? Wenig Flüge. Michi gefragt. Dann doch Mallorca, trotz der Massen? 300.000 Radurlauber pro Jahr! Aber Flug und Unterkunft günstig, Rennradverleih überall.
550 Euro an die TUI bezahlt für Flug, 5 ÜN mit HP. Alcudia „Belle Vue“ gewählt, weil am Meer gelegen und die Berge greifbar nah sind. Auf komoot Trainingstouren angeschaut. Sehr gute Kondition erforderlich!

Exkurs
Ich fahre täglich Rad, 5km einfach, gemütlich, weil ich sonst – B2 im Ohr – nichts verstehe. Joggen ist nicht mehr viel, weil ich zu faul bin und das Knie ab und zu zwickt.

Also bei Paco in Alcudia ein Rad bestellt. Warum dort? Nahe am Hotel, kein so arroganter Web-Auftritt wie Hürzeler und nicht so teuer (120 Euro für 4 Tage).
Wichtig war mir: Die gleiche Schaltung wie gewohnt (Ultegra). Bin 68 Jahre alt, wollte keine Elektronik. Als Rad gabs „Lapierre“, noch nie gehört aber Carbon! Bisher fahre ich noch Alu weil ich es so oft umschmeiße.

Tag 1: Mallorca und Cap Formentor

Leuchtturm am Cap Formentor

Da ist am Abend am Flughafen mehr los als in München den ganzen Tag.
Transfer und Hotel absolut ok. Ein Riesenareal, 90% Briten. Ich mag sie, immer gut drauf, aber meine Kardiologin würde sagen: „Geht gar nicht (BMI)!“
Einmal morgens eine 4-köpfige Rennradgruppe gesichtet, bis an die Zähne ausgerüstet.
Das muss ich sagen, bin so stolz auf mein Alu-Storck „Visioner“ mit der Ultegra.
Sowas gibt es auf Mallorca nicht. Als ich mein Rad abgeholt hab, schwirrten schon die Horden mit den Pinarellos, S-Works, Cervelos herum. Ganz zu schweigen vom Dressing.

Also mein Rad bei Paco geholt, war alles schon bereit, Sattelhöhe eingestellt, erklärt bekommen, wie ich den Schlauch wechseln kann (bitte nicht !!! allein ohne Michi!!!????). Und was sag ich? Das „Lapierre“ fühlt sich richtig gut an, sieht nagelneu aus, hat Scheibenbremsen! Dann gleich umgezogen in meine alten Klamotten und ab in Richtung Leuchtturm von Formentor, alles zusammen ca.65 km, 1000 Höhenmeter.
Sonntag, jede Menge Rennradler. Ich dachte ich fahre denen einfach hinterher, die werden schon alle dahin wollen. Nicht alle! Habe nach Blick auf das GPS meine Vorbilder gewechselt und mich an die Straßenschilder gehalten. Zur Erklärung: ich habe keine Apps abonniert und auch keine Halterung am Rad für mein Handy. Am besten wäre auch jetzt wieder Michi, der weiß, wo es lang geht.
Und dann der erste Anstieg, ich war hin und weg vom „Lapierre“. Entweder war da Überdruck auf den Reifen oder die Übersetzung eine andere oder Carbon fliegt von alleine. Auf jeden Fall ein Genuss. Zum Kap Formentor sind es zwei Anstiege, kurvenreich und schattig, mit superschöner Aussicht aufs Meer, circa jeweils 400 m Höhenmeter mit gefühlt 6% Steigung, also gut zu schaffen. Wie gesagt, man ist nicht allein, kommt sich aber nicht in die Quere, meist gibt es einen aufmunternden Gruß.

Tag 2: Alcudia – Pollenca – Lluc- Port Sa Calobra

Coll de Femenia

War geplant, schön wäre es gewesen. Circa 120 km, 1900 Höhenmeter. Da wusste ich schon, ohne Training wird das nichts. Aber einfach mal probieren, umdrehen kann man immer.
Landschaftlich wunderschön nach Pollenca und dann 7 km hoch mit 7% Steigung bis zum Coll de Femenia (515m), dann noch Lluc. Musste dann links abbiegen und über Caimari und Sa Pobla zurück nach Alcudia. Also nur so 80 km geschafft, aber wunderschöne Strecke.
Port Sa Calobra muss ich irgendwann mal packen, schließlich habe ich den Mont Ventoux wetterbedingt auch erst im dritten Anlauf gepackt.

3. Tag: Rundfahrt

Regenschauer

Ins Landesinnere über Muro, Sta Margalida und Sineu, keine großen Pässe und als besonderes Highlight ein über Stunden anhaltender Platzregen mit so richtigen tiefen, ungewissen Pfützen, aber bei 23° Außentemperatur gut auszuhalten. Gute Beleuchtung wichtig, die Autofahrer sind ziemlich rücksichtsvoll und machen einen Bogen um dich.
Die Dörfer auf dem Land sind einfach ein Genuss, an jedem Marktplatz ein Café, wo es den Kaffee für 1,60 Euro gibt.

4. Tag und Tag vor der Abreise

Landschaft

Nachmals nach Pollenca, bei ungewissem Wetter einfach nochmals die Küste abgeradelt und (leider) das Rad wieder zurückgegeben.

Fazit
Zusammenfassend lohnt sich ein Kurztrip nach Mallorca Ende Oktober durchaus.
Es ist immer noch viel los, das Wetter ist wechselnd, aber angenehm (21-23°).
Als Ausgangspunkt würde ich immer einen Ort am Meer wählen, möglichst nah am Tramuntana-Gebirge. Statt Alcudia eher Port de Pollenca, weil es ruhiger und beschaulicher ist. Spätestens nach zwei Tagen vermisst man die Gruppe. Das ist dann der Ansporn, vorher ein bisschen zu trainieren.

PS: Ich konnte eine Menge lesen, zum Teil fachfremd aber immer spannend.

Literatur
Peter Attia: „Outlive – wie wir besser und länger leben können als wir denken“. Ullstein Verlag
Alan Bennett; „Cosi fan tutte“, Wagenbach Verlag
Dror Mishani, „Drei“, Diogenes Verlag 2019

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3 Anmerkungen zu “Kurztrip Mallorca

  1. Hallo Anselm

    mittlerweile (fast) schon Winter bei uns – da werden die Rennräder billiger!

    Hab mal kurz gegugld – stark reduzierte LAPIERRE gibts jetzt zum Bleistift bei bike24 . Vielleicht erkennst du da deinen Mallorca Renner wieder. Der Vorteil der neuen Räder ist die Übersetzung, die man heutzutage draufpacken kann. Kannst ja mal Michi fragen, was da “upgrade-mäßig” bei deinem Alu-Renner noch möglich wäre(neues Schaltwerk etc.).

    P.S. Mallorca ist einfach klasse – wenn nur der Flug nicht wär

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