Am zweiten Tag stand die längste Etappe auf dem Programm. Der Wetterbericht war ziemlich gut, immerhin sollte die Regenwahrscheinlichkeit sehr niedrig sein und Temperaturen waren um die 20 Grad zu erwarten. Dass es dann beim ersten Anstieg von Levico Terme bis Spiazo Alto bewölkt war störte uns nicht im geringsten, denn der Anstieg war anstrengend genug und so hatten wir nicht noch zusätzlich mit der Hitze zu kämpfen.
Dort angekommen ging’s gleich weiter auf den Passo di Vezzena. Erste Regentropfen waren zu spüren. So beschlossen wir unverzüglich abzufahren. Die nächsten 40km ging’s größtenteils bergab und so hofften wir schnell in südliche, trockenere Gefilde zu kommen. Kurz nachdem wir die Grenze vom Trentino ins Veneto passiert hatten wurde nicht nur der Straßenbelag katastrophal schlecht, sondern auch das Wetter. Uns erwischte auf drei Kilometer ein Hagelschauer mit anschließendem Starkregen. Genug Wasser um komplett geduscht zu sein.
Die SP78, eine geplante kleine Abkürzung, war ab der Ponte del Giamolo gesperrt, so mussten wir den etwas längeren Weg über Comporovere bis Roana nehmen. Dort beschlossen wir erst mal Pause zu machen. Wir setzten uns in die Loungesessel der Bar an der Piazza Santa Giustina und nutzen die saugende Wirkung der dicken Polster, um etwas Wasser aus unseren Klamotten zu bekommen. Nebenbei kauften wir alles zu Essen was der Laden hergab. Die nette Bedienung (mezzo francese) hatte sichtlich Spaß mit unseren chaotischen Bestellungen, besonders beim Tee mit Rum.
Die Entscheidung hier länger sitzen zu bleiben war goldrichtig. Im weiteren Verlauf war die Straße nämlich patschnass und jetzt kam die Sonne wieder zum Vorschein. Belohnt wurden wir dann mit zwei traumhaften Streckenabschnitten. Zum einen die 18 Kehren auf der atemberaubenden Abfahrt bis Pedescala und dann die Auffahrt über 24, nur für Radfahrer freigegebenen Kehren von Barcarola bis zur SP64.

Abfahrt nach Pedescala

Abfahrt nach Pedescala 3 Glückliche

Abfahrt nach Pedescala

Abfahrt nach Pedescala

Auffahrt über 24 Kehren

Vorahnung

Wir erreichten Tonezza del Cimone, der Ort mit dem goldenen Kirchturmdach und es begann wieder zu regnen. Pause. Als es nachließ machten wir uns auf den langen Weg zum höchsten Punkt des heutigen Tages, dem Passo di Valbona auf 1782 m s.l.m..

Tonezza del Cimone

Nachdem wir eine gute Stunde später das kleine Tunnel zum Übergang von der Nord-auf die Südseite des Gebirgskamms um den Monte Campomolon passiert hatten, fing es an zu regnen, und zwar richtig. Dies sollte sich dann auch die nächsten fast drei Stunden, in denen wir noch unterwegs waren, nicht mehr ändern. Zudem sank die Temperatur auf 8 Grad. Tapfer und ohne Mullen und Knullen kämpften wir uns über den Passo di Valbona, den Passo Coe und den Passo Sommo. Von jetzt ab kam das Härteste, nämlich die 30 km Abfahrt bis nach Levico Terme. Als kleiner Erschwerniszuschlag kam Volkers Platten hinzu. Weitere Minuten des Frierens und Zitterns.

SP92: Es regnet

Passo di Valbona

Es schüttet am Passo Coe

Das letzte Highlight des Tages blieb uns jedoch verwehrt. Die Vecchia strada della Fricca war wieder mal gesperrt und so mussten wir durch den Tunnel, was angesichts der Umstände die einzigen relativ trockenen 900 m waren. Immerhin konnten wir noch einen kleinen Pass verbuchen, den Valico della Fricca.
In der Abfahrt haben wir dann bei Pian dei Pradi Volker verloren. Wir hatten es versäumt rechtzeitig abzubiegen. Deshalb ging’s für uns Fünf noch 4 km extra über den Ort Bosentino. Nachdem wir die Orientierung in Vattaro verloren hatten und auch kein Handy mehr dazu zu bewegen war, Auskunft zu erteilen, geleitete uns ein freundlicher Italiener mit seinem Auto bis zur richtigen Abzweigung. Italien ist halt doch das Rennradlerland Nummero Uno.
Glücklich und voller Stoltz, nach 3175 Höhenmetern und 123 km im Ziel angekommen, freuten wir uns auf eine lange heiße Dusche.

Volker tauchte in der nächsten Stunde nicht auf, aber das ist seine persönliche Geschichte, die ich ihm nicht vorenthalten möchte.

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