Italien macht Ferien und feiert Ferragosto.
Dies steht in Wikipedia und stimmt fast. Bei uns war es allerdings der 14. August.
Vier Tage Rennradfahren südlich des Alpenhauptkamms. Also eigentlich nur zwei ganze und zwei halbe Tage wegen der An- und Abreise, aber dies zu nutzen ist alles eine Sache der Organisation, des Willens und des Durchhaltvermögens.
Die Hügel hinter Bergamo sind mehr als nur Hügel. Man startet meist in der Po-Ebene so zwischen 200 und 300 m.s.l.m und schnauft sich hoch auf über 1300. Unser Basislager haben wir bei 340 m.s.l.m bezogen. Und das bot alles Wichtige für Rennradler, außer Pasta.
Der wohl bekannteste Ort ist San Pellegrino. Von hier stammt das berühmte italienische Sprudelwasser. So bekamen alle unsere Touren in den Bergamasker Alpen einen „Aqua“ Namen.
Aqua Naturale – Leichte Nachmittags-Etappe – 70 km | 1700 Hm | 2 Pässe | 13. August
Der erste Tag war lang. Um vier Uhr aufstehen. Sieben Stunden Autofahrt mit herrlichen Ausblicken am Splügenpass. Check Inn. Sechs Stunden Etappe. Abendessen. Macht 18 Stunden.
Wir starteten ohne Mittagessen um 12:40 am Hotel und folgten den Spuren des Granfondo Felice Gimondi, des Giro d’Italia 2011 und 2017 und der Lombardei-Rundfahrt 2016. Zwei Pässe standen auf dem Programm. Valico di Salmezza und der Passo di Ganda. Die erste Auffahrt mit fast 1000 Höhenmetern war sonnig und heiß. Auch auf der Abfahrt mit den langgezogenen und gut ausgebauten 13 Kehren war Schatten rar und der Fahrtwind brachte keine Abkühlung. Zwischen den beiden Pässen im Tal bei Albino dann ein Supermarkt. Sonntags natürlich geöffnet. Fünf kalte Getränke €2,71!
In Gazzaniga war Markt und wir mussten zwischen den Marktständen die Räder schieben. Ein leichter Einstieg in die nächsten 600 Höhenmeter zum Passo di Ganda. Oben wurd’s jetzt endlich kühler. Es war auch schon spät. Der lange erste Tag endete mit viel Getränken und großen Morettis im Grillgarten unseres Hotels am Fluss Brembo.
Aqua Nord – Mittelschwere Etappe – 111 km | 2350 Hm | 2 Pässe | 14.August
Schluchtig und schattig ein wahrlich angenehmer Morgen. Der erste Pass, der Col d’Olda auf 800 m.s.l.m zählt nicht für den Palmarès. Werner entschied sich hier in Olda aufgrund der Strapazen des vergangenen Tages für die kürzere Variante. Edi und ich hatten später noch die Möglichkeit den Passo di Valcava auszulassen, radelten aber jetzt erstmal weiter zum Passo della Culmine.
Die Straße wurde sehr schmal und ist ein Traum für jeden Rennradler, der mit der Natur was anfangen kann. Auf der Passhöhe gönnten wir uns dann erstmal eine längere Pause im Garten des Ristorante Passo Culmine San Pietro. Ferienstimmung!
Die Abfahrt in Richtung Lecco gestaltete sich anfangs schwierig, weil der Belag so schlecht war. Je weiter wir an Höhenmetern verloren, um so heißer wurde der Fahrtwind. Lecco war wie ausgestorben. Zugegeben, wir durchquerten die Stadt nur am östlichen Rand. So gings zügig voran bis zum Wasserautomaten. Edi hatte diesen im Zuge seiner Parkplatz-Recherchen für die Wallfahrtrunde ausfindig gemacht und dieser war für uns die vorläufige Rettung. Keine Bar, kein Alimentari und kein Supermarkt weit und breit und dies blieb auch so für die nächsten gut anderthalb Stunden. Und diese hatten es in sich. Und freilich nahmen wir nicht die noch mögliche kürzere Variante.
Kaum Schatten, keine Bar, keine Trinkwasserbrunnen. Der Anstieg: Über 1000 Hm (HC) und fies im oberen Drittel. Aber wir wollten es ja nicht anders. Im oberen Teil gab’s dann wenigsten einen Brunnen zum erfrischen (kein Trinkwasser und in der Sonne). Ich musste einen Kilometer vor der Passhöhe wegen Krämpfen kurz absteigen. Das Gute an der Sache: Edi empfing mich mit kalten Getränken und Musik.
Die Abfahrt war toll, lang und schattig. Auf den letzten Kilometern zum Hotel zeigte die viele Sonneneinstrahlung ihre Wirkung. Etwas verwirrt fuhren wir kurz vorm Ziel in die falsche Richtung. Macht nix! 3 Kilometer mehr auf dem Tacho.
Aqua Ost Variante – Leichte Etappe – 63 km | 1350 Hm | 2 Pässe | 15.August
Nach dem Passo della Crocetta waren wir drin im Autoverkehr. Viele suchten Restaurants, Picknick-Plätze oder was auch immer auf. Das störte uns jedoch nicht im Geringsten, denn jeder freute sich auf den heutigen Tag. Wir auch. Am Passo di Zambla war Schluss. Der Weg zur Pian della Palla ist grob geschottert und wir mussten nach weiteren 2 Kilometern umkehren.
Überall duftete es nach Gegrilltem, nach Pasta, Kuchen und Kaffee. Wir waren uns sofort einig; ein festliches Mittagessen musste her. Das Carrara Pasquale in Valpiana war genau das, was wir uns vorgestellt hatte. Frische Tagliatelle con fungi porcini, dazu reichlich Getränke und Kaffee. Es hätte auch ein Festtagsmenü gegeben (Fleischplatte, Semifredda …), aber wir wollten ja noch radeln.
Nach einer längeren Abfahrt bogen wir in Rosolo scharf nach Westen ab. Eine Straße voll mit Gemeinheiten und mit 35°C …. jetzt fehlen mir einfach die Worte.
Den Nachmittag verbrachten Werner und ich am riesigen, eiskalten Pool (Brembo) 😉
Für den 16.August gibt’s einen eigenen Bericht
Ciao Michi
vielen Dank für die schöne und gelungene Zusammenfassung unserer vier Rad’l Tage in der Lobardei. Ich möchte mich noch mal für die moralische und physische Unterstützung am ersten Tag bedanken. Aus dem “Büro-Trott” heraus hat meine Anpassung an die Steigungen und Temperaturen doch mehr Zeit gebraucht.
Dafür wurde es zum Ende hin immer besser und die Aqua-Ost Tour als auch im Besonderen die Madonna di Ghisallo Runde werden einen besonderen Platz in meinen Rad’l-Erinnerungen behalten.
Ich freue mich auf das was da noch kommt.
Wünsche immer “gute Beine”, Werner
Kompliment!
Tolle Touren und ein super Bericht. Wäre gerne dabei gewesen, aber hatte leider keine Zeit…..
Willi