Es war der dritte Tag meiner Radsportwoche in Briançon. Ich wollte es nach dem Lautaret und Galibier am Vortag etwas ruhiger angehen. Ein kurzer Abstecher auf den Col du Granon gleich in der Nähe. Beim Frühstück checkte ich den Climbfinder dazu – mir blieb die Spucke weg: 11 km tiefrot, steilste Stelle 15,9%. 1059 HM auf 11,4 km sind eine Ansage, das Streckenprofil Zickzack hinauf auf 2413 m. Nach kurzer Diskussion mit meiner besseren Hälfte ( nein das ist zu schwer …) dachte ich mir nur “Ach was” und machte mich auf den Weg. Kurz vor 10 Uhr, 20 Grad und Sonnenschein.
Raus aus Briançon, ein paar Kilometer Richtung Lautaret, und dann rechts rein nach Saint-Chaffrey und Le Villard Late. Und was soll sagen, nichts war übertrieben. Ein paar hundert Meter moderate Steigung und dann gleich eine Rampe im tiefen zweistelligen Bereich zur Begrüßung. Dann geht es aus dem Ort raus und kräftig weiter den Berg hoch. Die Straße selbst ist sehr schmal, und der Belag ziemlich rauh. Abgesehen von den Steigungsprozenten eigentlich Genussradeln: keine Motorräder, kaum Autos und noch weniger Radler. Der Anstieg ist ziemlich winkelig, es gibt viele Haarnadeln und Kurven.

Peter am Col du Granon

Schild am Col du Granon

Nachdem der Puls sofort im roten Bereich war und der Schweiß wie bekloppt rann, musste ich die Brille abnehmen und den Helm ebenso, der hing dann am Aerolenker. Ein gelegentlicher Blick runter zeigte die rasch gewonnenen Höhenmeter, und rauf die in Wartestellung. Der Anstieg ist wirklich durchgehend steil ohne irgendeine Verschnaufmöglichkeit. Jonas Vingegaard hat bei der Tour 2022 dort Tadej Pogacar fast drei Minuten abgenommen, und das will was heißen.
Auf den letzten fünf Kilometern begleitete mich ein Schwarm von ca. 30 Fliegen als einzige Fans. Ich kämpfte weiter und sah auf den letzten Kilometern noch zwei andere Rennradler, die ich in Zeitlupe ein- und überholte. Aber dann, endlich, endlich oben, und das Gefühl, es geschafft zu haben ist dann doch größer als alle Qualen.
Oben endet die asphaltierte Straße abrupt und für Autos und Rennradler ist Schluss. Es gibt ein kleines Restaurant, eine Toilette und jede Menge Aussicht, sonst nichts. Die Abfahrt zurück hat es dementsprechend in sich und ist eine Herausforderung für die Bremsen und die Knochen.

Fazit: muss man gemacht haben, auch wenn es weh tut!

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Über Peter Arch

Ich fahre seit ca. 30 Jahren Rennrad und habe 14 Jahre (bis 2002) aktiv Triathlon gemacht. Auch seitdem bin ich meist in gebückter Haltung unterwegs.

1 Anmerkungen zu “Col du Granon oder Quäl dich du Sau

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